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Bloéb und sein Volkstheater für Alle

08.11.2022 12:27

Sommertheater als Ort der Gemeinsamkeit in einer verrückten Welt, Top-Namen, neuer Spielort, die Rückkehr von Felix Mitterer & Co., 7 Todsünden und die Verführung der Jugend: Die Tiroler Volksschauspiele mit ihrem neuen künstlerischen Leiter Gregor Bloéb präsentierten am gestrigen Montag fulminant den Neustart der Tiroler Volksschauspiele für 2023.

Krach im positivsten Sinne war angesagt. Und es hat gekracht. Wenngleich das Tischfeuerwerk, das Bloéb und sein leading team am Podium zur Feier des Abends zündeten, eher homöopathisch anmutete – einer von vielen kleinen Gags, wie sie der exzentrische Wahl-Pfaffenhofer Bloéb so liebt. Umso mehr entlud sich die Ankündigung des Programmes für 2023 als erfrischend kreative Explosion im rappelvollen großen Rathaussaal, wo gut 400 Freund/-innen der Tiroler Volksschauspiele aus nah und fern bei der öffentlichen Pressekonferenz die Präsentation sogar mit Standing Ovations quittierten. Gregor Bloéb, Geschäftsführerin Verena Covi, Dramaturg Florian Hirsch und Thomas Gassner (Theater Verband Tirol) gaben den Applaus zurück. Sie bilden gemeinsam mit Verena Schopper (Leiterin Künstlerisches Betriebsbüro), Sabrina Terschan (Produktionsleiterin), Tobias Hartungen (Technische Leitung) und Christine Frei (PR & Öffentlichkeitsarbeit) den neuen »inner circle«.

Der Funke des neuen Spirit war im Saal spürbar übergesprungen. Und er hat auch einige Veteranen des Alt-Vereins erreicht und angefacht, wie Bloéb sich anzukündigen freute: „Felix Mitterer ist als Autor zurück und Klaus Rohrmoser wird auf der Bühne stehen.“ Mitterer ließ mittels Videobotschaft wissen, dass es „Zeit geworden ist. Telfs ist mir sowieso schon furchtbar abgegangen.“ Zur Vorgeschichte: Nach Querelen aufgrund der coronabedingt abgesagten Spielsaison 2020 hatte sich der Verein Tiroler Volksschauspiele von der neu gegründeten Tiroler Volksschauspiele gemeinnützige GmbH. als 100-Prozent-Tochter der Marktgemeinde Telfs verabschiedet. Zu seiner Bestellung als künstlerischer Leiter – im zweiten Anlauf – meinte Bloéb: „Telfs bedeutete einst für mich den Beginn meiner Karriere. Hier wurde ich entdeckt. Es ist hoch an der Zeit, etwas zurückzugeben. Außerdem lebe ich hier, das alles ist irgendwo meins.“ Auch Bgm. Christian Härting als Eigentümervertreter meldete sich zu Wort: „Programm und Besetzung sind vielversprechend, der neue Wind ist spürbar. Die Besetzung der künstlerischen Leitung mit Gregor Bloéb war im Sinne des Gesamtpakets absolut die richtige Entscheidung. Wir als Gemeinde stehen voll dahinter.“ Auch die weiteren Subventionsgeber Bund und Land sowie zahlreiche Sponsoren lassen sich vom neuen Wind mittragen, wie GF Verena Covi berichtete: „Die Subventionen wurden sogar erhöht“.

Festivalprogramm von 16. Juli bis 19. August 2023

Am 16. Juli 2023 startet der Reigen des größten Sommertheaterspektakels Österreichs und endet am 19. August, beides so früh wie noch nie. Die Tiroler Volksschauspiele 2023 stehen ganz im Zeichen des ursprünglichen Gründungsimpulses – mit einer Neuauflage der 7 Todsünden, die von sieben namhaften Autor/-innen neu interpretiert und am neuen Spielort am Birkenberg neben der dortigen Kapelle gezeigt werden, und dem Volksbühnen-Spektakel Ein Narrentanz. 7 Kardinaltugenden als Replik darauf. Zum Auftakt am 16. Juli ist ein großes Eröffnungsfest für alle Telfer/-innen geplant, für den lautstarken Abschluss und als Geschenk an die Jugend – und um sie laut Bloéb „volksschauspielerisch zu verführen“ gibt es am 19. August ein Konzert des Wiener Rappers Yung Hurn in der Kuppelarena.

Eröffnungsfest in der Begegnungszone

Zum Start der Tiroler Volksschauspiele 2023 am 16. Juli kündigte Bloéb ein rauschendes Eröffnungsfest „für alle Telferinnen und Telfer“ in der Begegnungszone an. Unter freiem Himmel und im Rathaussaal wird es ein vielfältig musikalisch-künstlerisches wie kulinarisches Programm geben. „Wir sind stolz, dass bei uns ins Telfs Menschen aus 27 Nationen zusammenleben, und diese Vielfalt wollen wir auch entsprechend feiern“, so Bloéb.

FOYER Birkenberg / columbosnext / Arik Brauer

Einen Tag später steigt bereits das nächste Opening: Rund um den neuen Spielort Birkenberg samt der von Bühnenbildner Volker Hintermeier entworfenen Tribüne für ca. 500 Menschen wird das vom Innsbrucker Architekturkollektiv columbosnext am Vorplatz der Mariahilfkapelle geschaffene Foyer seinen Betrieb aufnehmen – als ein Ort der Begegnung und des Austauschs vor und nach der Vorstellung, aber auch völlig unabhängig davon – bei freiem Eintritt für alle. In der Mariahilfkapelle selbst wird bis Saisonende eine Ausstellung mit Zeichnungen des Künstlers Arik Brauer zu sehen sein, die allesamt um das Thema Fegefeuer kreisen. Tochter Timna Brauer wird zur Einweihung des Open Air Foyers Lieder und Texte ihres Vaters präsentieren.

Sieben neue Stücke in einem: 7 Todsünden

Sind die sieben Todsünden noch zeitgemäß – und warum scheinen manche von ihnen hinterrücks zu Tugenden mutiert? Jener Stoff, der die Tiroler Volksschauspiele einst begründete, soll sie im Sommer 2023 erneut befeuern und beleben. Die Tiroler Volksschauspiele haben Autorinnen und Autoren verschiedener Generationen und Genres beauftragt, ihre Fantasie spielen zu lassen, sich jeweils eine Sünde vorzunehmen und sie für unsere Gegenwart neu zu denken. Die gefeierten jungen Autorinnen Lisa Wentz (Nestroy-Preisträgerin 2022 in der Kategorie »Bestes Stück«) und Helena Adler (für ihren Roman »Fretten« war sie für den diesjährigen Österreichischen Buchpreis nominiert) durchdringen den Zorn bzw. die Trägheit, Calle Fuhr (künstlerischer Produktionsleiter für das Volkstheater Wien in den Bezirken) erforscht den Hochmut unserer Tage. Felix Mitterer kehrt mit seinem Versuch über den Geiz nach Telfs zurück, der renommierte Drehbuch- und Romanautor Uli Brée gibt sich hemmungslos der Völlerei hin, während der Regisseur und Autor David Schalko die finster-funkelnden Seiten der Wollust auslotet. Mit der Wunschautorin für den Neid – Elfriede Jelinek – wird gerade noch final verhandelt, so Bloéb und sein Dramaturg Florian Hirsch. Für Prolog wie Epilog zeichnet indes der oscarnominierte Filmemacher Hubert Sauper gemeinsam mit Johannes Schmidl verantwortlich. Auf diese Weise entstehen sieben Kurzstücke zwischen Himmel und Hölle, Dystopie und Utopie, Totentanz und lustvoller Feier des Lebens, die schließlich am neuen Spielort Birkenberg zu einem großen Theaterabend für ALLE zusammengeführt werden. „Es erwartet euch ein sinnliches, gedankenscharfes, rasend komisches Open Air-Spektakel mit Live-Musik und opulenten Bildern – und einem Spitzenensemble, das seinesgleichen sucht“, so Bloéb. Ab 20. Juli sind unter seiner Regie Gerti Drassl, Georg Friedrich, Olivia Grigolli, Marlene Markt, Klaus Rohrmoser u.v.a.m. am – übrigens wetterfesten – Birkenberg zu sehen und zu erleben.

Neun Tiroler Volksbühnen – ein Spektakel:

Der zentralen Grundidee der Tiroler Volksschauspiele, erfolgreiche Tiroler Schauspieler/-innen im Sommer von den großen Bühnen zurück in die Heimat zu holen, damit sie hier gemeinsam mit »Local Heroes« Theater für Alle spielen, soll nicht nur mit dem kommenden Hauptstück, sondern insbesondere durch ein eigens dafür verfasstes Komplementärstück Ein Narrentanz. 7 Kardinaltugenden Tribut gezollt werden. Thomas Gassner wird das Vorhaben in seiner Funktion als Dramaturg des Tiroler Theater Verbandes mit neun Tiroler Volksbühnen entwickeln und im RathausSaal umsetzen. Zum Inhalt: Die »Sieben Kardinaltugenden« galten im Mittelalter als Gegenentwurf zu den „Sieben Todsünden“ und sollten daher als Verhaltensgebote in das Alltagsleben eingehen. Doch im Grunde waren sie nur die Kehrseite derselben Medaille und ein weiteres Manipulationsinstrument der Mächtigen. Sie dienten einzig dem Willen zur Macht. Ein Narrentanz zeigt Alltagssituationen aus dem Jahre 1500, in denen die Menschen dem schleichenden Machtspiel der Tugenden ausgesetzt werden. Glaube, Liebe, Hoffnung, Besonnenheit, Tapferkeit, Weisheit und Gerechtigkeit werden gepredigt, Selbstgefälligkeit, Käuflichkeit, Schwätzerei und Schuldzuweisung wird gelebt. Kommt uns das nicht irgendwie bekannt vor? Uraufführung ist am 16. August 2023, geplant sind vier Aufführungen bis 19. August.

Yung Hurn live in Telfs

Zum Abschluss haben Bloéb und Team noch ein „Geschenk für die Jugend“ mitgebracht: Der gefeierte Wiener Rapper Yung Hurn wird zum fulminanten Finish der Volksschauspiele am 19. August 2023 in der Kuppelarena auftreten. Das weitere »Aus-dem-Rahmenprogramm« wird im Frühjahr 2023 bekanntgegeben. Der Kartenvorverkauf für 7 Todsünden, Ein Narrentanz und Yung Hurn hat bereits begonnen, die neue Website mit Ticketing ist online: www.volksschauspiele.at.

Die Pressekonferenz zum Nachschauen gibt's HIER.

Foto oben: Bestens gelaunt und voller Tatendrang trat Gregor Bloéb vor den vollen Saal.

Fotos unten:

Reges Medieninteresse an der öffentlichen Pressekonferenz.

Das »Stream-Team« um Markus Rosentreter (r.) sorgte für die Live-Übertragung der Pressekonferenz im Internet.

Die politische Gemeindeführung war neugierig auf das neue Programm: (v.l.) GV Alexander Schatz, Kulturreferentin GR Theresa Schromm, der neue Vize-Bgm. GV Klaus Schuchter und Sicherheits-GR Michael Ebenbichler.

Ebenso gespannt auf Bloébs Präsentation: (v.l.) GR Cornelia Springer (WFT), Jennifer Birner und Christine Gamper, Leiterin der Gemeinde-Kulturabteilung.

Schauspieler unter sich: (v.l.) Helli Pichler, Stefan Riedl, Luis Auer.

Film-, Fernseh- und Theaterschauspieler Martin Leutgeb (r.) mit »Pusterer Bua« Siegfried Steger.

Gemeinderäte im Publikum: Ahmet Demirci (l.) und Alfred Mühl.

Vorschau aufs neue Plakat und das Hauptstück: »Die 7 Todsünden«. Davor Gregor Bloéb und GF Verena Covi.

Sieben Kardinaltugenden, neun Ensembles und ein Regisseur: Thomas Gassner inszeniert »Ein Narrentanz«.

Die Präsentation war unterhaltsam, der Saal voll.

Tischfeuerwerk, mal anders. Das Podium wusste mit Inhalt mehr zu überzeugen als mit Feuerwerkskörpern.

Christian Härting, Bürgermeister und Eigentümervertreter der Tiroler Volksschauspiele gemeinnützige GmbH. war voll des Lobes für das präsentierte Programm.

Applaus fürs Publikum im Saal und im Live-Streaming: (v.l.) Thomas Gassner, Gregor Bloéb, Verena Covi und Florian Hirsch.

Arthur Thöni ist »mit an Bord« und stellt das Areal am Birkenberg als Spielort zur Verfügung.

Verena Covi begrüßt Musiker Siggi Haider – ein Volksschauspiele-Urgestein, wenn man so will.

Freund/-innen aus Pfaffenhofen: Nina Proll mit Verena Kapferer (BIO vom BERG) und Sohn Olli vor dem »Direktionsfahrzeug« der Tiroler Volksschauspiele.

Vor der Sponsorenwand: (v.l.) Thomas Gassner, Florian Hirsch, Verena Covi und Gregor Bloéb.

Fotos: MG Telfs/Pichler