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Der verlorene Schuhnagel eines Legionärs

12.06.2015 22:29

Fast zu Ende ist die erfolgreiche archäologische Sondierungs-Grabung auf dem Schlossbichl bei Moritzen westlich von Telfs. In jeder der drei geöffneten Grabungsflächen wurden Hinweise auf Bautätigkeit und andere Aktivitäten frühgeschichtlicher Menschen gefunden.

Die neuen Entdeckungen bestätigen, dass sich auf dem Schlossbichl vor mehr als 2000 Jahren ein bedeutender Kult- und Opferplatz befand.

Auch zahlreiche neue Funde kamen ans Licht. Ein kleines und äußerlich unscheinbares, aber wissenschaftlich höchst interessantes Objekt wurde z. B. heute ausgegraben: Ein Nagel vom Schuh eines römischen Legionärs. Das winzige Überbleibsel ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Telfer Opferplatz auch nach der Eroberung des Alpenraums durch die Römer im Jahr 15 v. Chr. noch weiterbestand.

Besonders vielversprechend sind die Strukturen, die in der Grabungsfläche auf einer der östlichen Hangterrassen zutage kamen. Hier wurden große Mengen von Steinen gefunden, die zu eingestürztem Mauerwerk gehören. An dieser Stelle muss sich ein Gebäude oder ein anderes – möglicherweise kultisches – Bauwerk befunden haben.

Vor diesem Hintergrund erscheint die sagenhafte Erzählung, dass für den Bau der nahen Moritzenkirche Steine von „Schloss Eben“ verwendet wurden, in neuem Licht. Die Überlieferung könnte einen wahren Kern enthalten – auch wenn auf dem „Schlossbichl“ (daher der Name) einst nicht wie die Sage berichtet eine mittelalterliche Burg, sondern eine um 1000 Jahre ältere Anlage stand.

 

Bild: Ein kleiner Nagel, der aus der Schuhsohle eine römischen Legionärs stammt, legt nahe, dass auch Römer die Kultstätte in Telfs aufsuchten. Diese Nägel, die das Schuhwerk der Legionäre trittsicher machten sollten, sind typisch und werden im ganzen Mittelmeerraum sowie in West- und Mitteleuropa gefunden.

Bild unten: Auf einer der Terrassen am östlichen Abhang des Hügels stießen die ArchäologInnen auf die Steine einer rund 2000 Jahre alten, eingestürzten Mauer.

(Fotos: MG Telfs/Dietrich)