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»Ein Schrei am Anfang, einer am Ende, das genügt.«

18.10.2019 12:03

Eine kleine, feine Lesung von Felix Mitterer mit Texten von Norbert C. Kaser markierte am Donnerstagabend den Schlusspunkt der Walter Pichler-Ausstellung in der Villa Schindler. Mit 1.500 BesucherInnen war diese die erfolgreichste Einzel-Werkschau eines Künstlers in Telfs.

Ein letztes Mal bot die Ausstellung unter dem Titel »Für meine Mutter« das intime Ambiente für eine kleine, feine Lesung – diesmal großer Texte des bereits 1978 verstorbenen Autors Norbert C. Kaser unter dem Titel »Hier bin ich niemand d.h. ich«. Niemand geringerer als Felix Mitterer las seinen Südtiroler Autoren-Kollegen, dessen Werke zum Großteil erst posthum Verbreitung und Anerkennung fanden. Es sind Texte vom Werden und Vergehen der Dinge, die Mitterer wählt. Zornig und prall lebenserfüllt zum einen, weise und auch resignativ zum anderen Teil. Geschichten – zum Teil für Kinder –, Gedichte, Prosa. Sie handeln vom Wunsch, ein alter Lärchenbaum zu sein, von Gewissensbissen beim Katzenmord, vom Schicksal eines säugenden Elefanten, von der Liebe natürlich und vom Tod und vom Lebensweg dorthin. »Ein Schrei am Anfang, einer am Ende, das genügt.« – zitiert Mitterer Kaser.

Thema Teilung Tirols

Virtuos begleitet wird er von seinem langjährigen Freund Siggi Haider am Akkordeon, der – wie stimmig! – Werke des legendären Tiroler Komponisten Werner Pirchner in einer Weise erklingen lässt, wie es eben nur Siggi Haider vermag. Schräge, auch zerrissene Töne sind dabei, sie markieren die musikalische Entsprechung einer Thematik, die auch Norbert C. Kaser zeit seines Lebens umtreibt: Die Teilung der Tiroler Heimat in einen nördlichen und einen südlichen Teil. Im fahlen Licht des Saales dokumentieren dazu die Werke Pichlers jene Wunde, welche die Option 1939 ins Leben Zehntausender schlug.

Wehmut am Ende

„Er war eine wichtige Stimme, die damals in Südtirol ungern gehört wurde.“, erinnert sich Felix Mitterer. Michael Seeber, Sponsor der Veranstaltung und Jugendfreund Kasers, berichtet von seiner Studienzeit in Wien, während der sein Südtiroler Kommilitone Norbert C. mitunter lautstark sich zu den Themen der Zeit und der Vergangenheit äußernd in Erscheinung trat. Ruth Haas, neben Claudia Mark Mit-Kuratorin der Ausstellung, freute sich über das enorme Publikumsinteresse: „Knapp 1.500 BesucherInnen konnten wir in der Ausstellung zählen – absoluter Rekord bei einer Einzel-Ausstellung in Telfs. Ich spüre Wehmut, wenn ich mir vorstelle, dass Walter Pichlers Bilder in Kürze nicht mehr hier an den Wänden hängen werden.“

 

Am Foto: Felix Mitterer lieh Norbert C. Kaser bei der Lesung seine markante Stimme.

Weitere Bilder: Felix Mitterer (r.) und Siggi Haider ernteten in der Villa Schindler begeisterten Applaus. Walter Pichlers Brüder Peter (links) und Helmut nahmen Musiker Siggi Haider fürs Foto in die Mitte. Auch »Piano Man« – Musiker, Kabarettist und Schauspieler Markus Linder – besuchte die Lesung von Felix Mitterer.

Fotos: MG Telfs/Pichler