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Einhelliges »Ja« zur Fußgängerzone!

24.02.2023 11:04

Es ist schon ein historischer Beschluss: Der Telfer Gemeinderat votierte in seiner gestrigen Sitzung einstimmig für die Verordnung einer permanenten Fußgängerzone im Ortszentrum. Ab 7. April 2023 heißt es: Menschen rein, Motorverkehr nein! Diskutiert wurde über ein Fahrverbot für Radfahrer, die Mehrheit sprach sich aber für die Erlaubnis des Rad- und Scooterfahrens im Schritttempo aus.

Die Vision gibt's im Grunde seit Jahrzehnten, am vergangenen Donnerstag fällte der Gemeinderat eine finale Entscheidung: Der 120 m lange Straßenabschnitt der derzeitigen Begegnungszone zwischen Josef-Schöpf-Straße und Zufahrt Rathausgarage ist ab 7. April offiziell ganzjährige Fußgängerzone. Damit – so die einhellige Argumentation im Kommunalparlament – erfülle man einen unüberhörbaren Wunsch der Bevölkerung. Die Akzeptanz der temporären FuZo an den Sommerwochenenden 2021 und 2022 habe bewiesen, dass die Zeit für eine ganzjährige Lösung gekommen sei. „Wir haben viel Geld in die Neugestaltung der Begegnungszone investiert, die Fußgängerzone ist nun der nächste logische Schritt, es ist spürbar an der Zeit“, so Bgm. Christian Härting (WFT) in seinem einleitenden Statement.

Klare Regelungen

Die Telfer FuZo startet am 7. April 2023. Ab diesem Zeitpunkt sind in diesem definierten Straßenabschnitt im Untermarkt keine Autos und Motorräder mehr erlaubt. Der Fahrradverkehr – im Schritttempo – ist vom Fahrverbot ausgenommen. Die Zeiten der Ladetätigkeit wurden auf Montag bis Samstag, 05:00 Uhr bis 11:00 Uhr, beschränkt. Sonntags ist keine Ladetätigkeit erlaubt. Einsatzfahrzeuge der Blaulichtorganisationen, des Straßendienstes sowie der Müllabfuhr können rund um die Uhr zufahren. Im Zentrumsbereich inkl. Inntalcenter und Tiefgaragen stehen ausreichend Parkplätze zur Verfügung.

Noch mehr Leben reinbringen

Mit dem bloßen Aussperren des motorisierten Verkehrs sei es jedoch nicht getan. Wirtschaftsausschussobmann GV Alexander Schatz (WFT) freute sich und wurde konkret: „Heute überwiegt die Freude über die Geschlossenheit im Gemeinderat für die Fußgängerzone. Mit dem heutigen Beschluss tragen wir alle eine große Verantwortung, ein belebtes Zentrum für alle Telfer/-innen und Gäste zu schaffen. Das wird nicht von heute auf morgen gehen, aber wir bleiben dran.“ Man plane aktuell ein Maßnahmenpaket mit etablierten und neuen Formaten wie erweitertem Monatsmarkt, Telfer Aperitif, Telfs LIVE und weiteren Events sowie neuen Marktformen, um die Frequenz im Zentrum spürbar zu erhöhen. „Es soll eine Zone ohne Autos und Motorräder, dafür mit vielen Begegnungen werden. Die Fußgängerzone soll zum entspannten Verweilen und Genießen einladen. Daran arbeiten wir. In Zukunft soll es heißen: »Måch ma a Dorfrunde, åber z'Fuaß!« 

Anrainer und Wirtschaft voll informiert

Anrainer, Wirtschaftstreibende und Hauseigentümer/-innen waren in die Entscheidungsprozesse eingebunden. Ihr Input floss nach einem Informations- und Diskussionsabend im Spätherbst 2022 in das Konzept und in ein Gutachten betreffend Ladezonenzeiten ein. Außerdem erhalten sie in Kürze ein Informationsschreiben aus der Gemeindestube, das detailliert über die Neuregelungen informiert.

Verkehrsleitung im Fokus

Ein Hauptaugenmerk im Vorfeld der FuZo gilt der Verkehrsleitung. Um bereits vor Inkrafttreten der Verordnung umfassend über die kommende Regelung zu informieren, werden in Bälde an strategisch wichtigen Kreuzungen und Straßen entsprechende Hinweisschilder aufgestellt. Schatz dazu: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, die Fußgängerzone ist bestens vorbereitet. In den nächsten Wochen und Monate werden wir intensiv auf allen Kanälen Öffentlichkeitsarbeit betreiben und informieren. Damit speziell der Verkehr Richtung Mieming nicht durch die Anton-Auer-Straße fährt, sondern über die Autobahn zur Ausfahrt Telfs West und von dort durch den Telfer Tunnel geleitet wird.“ Eine in Auftrag gegebene verkehrsplanerische Studie soll Verbesserungspotenziale der Verkehrssituation entlang der vielbefahrenen Anton-Auer-Straße erheben, informierte Bgm. Härting dazu, gab jedoch zu bedenken, „dass es eine Landesstraße ist. Eventuelle Maßnahmen müssen vom Land getroffen werden.“

Die FuZo und die damit verbundenen Verkehrsregelungen werden bis spätestens zum Inkrafttreten der Verordnung in die internationalen Navigations- und Routensuchsysteme eingespielt, um zB. fehlgeleiteten Urlauberverkehr zu vermeiden. Zusätzliche Tafeln sollen künftig – ebenso wie das bestehende Parkleitsystem – frühzeitig zum besten Weg ans Ziel, über Events, zur Hotelzufahrt, etc. liefern.

Eröffnungsfest am 6. Mai

Mit einer großen Eröffnungsparty wird Telfs am 6. Mai im Zentrum kulinarisch-musikalisch in eine neue Ära starten. Das Fest markiert den Start des Eventsommers mit insgesamt 8 x Monatsmarkt (Start ist am 8. April), 6 x Telfer Aperitif und – neu – 5 x Telfs LIVE (Livemusik in der Gastronomie) sowie anderen Highlights im Jahreslauf.

Statements voller Optimismus

Die Wortmeldungen der Mandatare fielen durchwegs positiv aus. Es sei der richtige Schritt im Wortsinn, meinte Vize-Bgm. Johannes Augustin (NEOS). „Ein Kompliment an Alle für die harte, konsequente Arbeit!“ Er regte an, das Red Zac-Geschäft der GemeindeWerke (Zitat: „Schreibt rote Zahlen und wird mit Quersubventionen am Leben erhalten“) zu schließen bzw. einer attraktiveren Nutzung zuzuführen. Weiters forderte er ein detailliertes Nutzungskonzept für das Raika-Gebäude (Die Gemeinde kauft das Gebäude nach der Übersiedelung der Bank ins neue Markthaus 2025; Anm.) und eine breite Information für die Bevölkerung über die Neuregelungen in der FuZo. Bgm. Härting räumte ein, dass der stationäre Elektrohandel Schwierigkeiten habe, betonte aber, das er es jedoch für den falschen Weg halte, ohne konkrete Nachnutzung einen Leerstand zu produzieren.

GV Norbert Tanzer (DEIN T): „Ich freue mich mit! Die Bedenken der Wirtschaft betreffend FuZo waren groß, aber darum wurde sich gekümmert. Maßnahmen gegen eine Mehrbelastung an der Anton-Auer-Straße sind im Gange. Bei aller Abwägung ist die FuZo wichtiger für den Ort.“

Man müsse sich keinen Schnellschuss vorwerfen lassen, meinte Verkehrsausschussobmann GV Christoph Walch (GRÜNE): „Die Vision kommt heute zur Beschlussfassung. Wir geben das Zentrum den Menschen und der Begegnung zurück.“ Der Ausweichverkehr dürfe jedoch nicht zum Nachteil der Bevölkerung sein. 

Seine Ausschuss-Kollegin (Stv.) GR Daniela Brunner (NEOS) stieß die Diskussion rund um den Radverkehr an: „Wir wollen die FuZo, aber wir fordern eine konsequente Umsetzung und damit ein Fahrverbot auch für Fahrräder, E-Bikes, Scooter und E-Scooter.“ Es sei zumutbar, die Zweiräder 120 m weit zu schieben. In diesem Sinne sprachen sich auch weitere Mandatar/-innen quer durch die Fraktionen aus. Bgm. Härting verwies in seiner Beantwortung darauf, dass nur ca. 10 Prozent aller Verkehrsteilnehmer/-innen in der Zone Radfahrer/-innen und eine Verfolgung von Verstößen gegen ein Fahrverbot in der Praxis sehr schwierig seien. Alexander Schatz: „Wir sollten hier schon auf Eigenverantwortung und Hausverstand setzen. Schauen wir uns das eine Saison lang an, dann können wir immer noch nachschärfen.“

GR Michael Ebenbichler (FPÖ): „Heute ist fast ein Feiertag!“. Immerhin habe man als Fraktion schon bei der Wahl 2010 für eine FuZo plädiert. Die Weichen dafür seien im Begegnungszonenausschuss gestellt worden. „Der Mehrwert wird extrem sein“, prognostizierte GR Alexandra Lobenwein (SPÖ), „ich bin froh, dass wir das machen.“ Es sei auf alle Fälle eine Qualitätsverbesserung für ganz Telfs, hieß auch GR Alfred Mühl (MFG) die Sache gut, jedoch fehle ihm ein Aspekt: „Wir verlagern Verkehr. Die Verkehrsstudie muss Wege finden, wie die Anrainer gerade an der Anton-Auer-Straße entlastet werden können.“

Bild oben: Alle Mandatar/-innen zeigten für die Verordnung einer permanenten Fußgängerzone auf. (Foto: MG Telfs/Pichler)

Bild unten: Die bisherige Begegnungs- ist ab 7. April Fußgängerzone (Foto: MG Telfs/Dietrich)