Um den Menschen im ersten Corona-Lockdown eine Ablenkung von der täglichen pandemischen Nachrichtenflut zu bieten, startete das Team der Bücherei & Spielothek auf Initiative von Leiterin Nadja Fenneberg einen Aufruf: Telfer/-innen jeden Alters sollten für ein Buchprojekt ihre Kindheitserinnerungen schriftlich festhalten und – wo möglich – mit Fotos ergänzen. Viele ehemalige und aktuelle Bürger/-innen kamen dieser Bitte nach und so ist eine bunte Sammlung von Geschichten aus verschiedenen Ortsteilen, Zeiten und Bevölkerungsgruppen entstanden.
Storys von damals, Kinder von heute
Volles Haus also an diesem adventlichen Spätnachmittag in der Villa Schindler. Die meisten der 40 Autor/- innen versammeln sich samt Familien im Saal des herrschaftlichen Ansitzes. „Wie bedanken uns bei all jenen, die ihre Erinnerungen mit uns teilten und ihre Fotoalben durchstöberten“, sprechen Nadja Fenneberg und Maria Waldhart für das Bücherei-Team den Autor/-innen ihren Dank aus. Ebenso den Telfer Historiker/-innen Lena Burgstaller und Stefan Dietrich, die das Projekt wissenschaftlich begleiteten, sowie dem Verlag Wagner'sche Universitätsbuchhandlung für die professionelle Zusammenarbeit. „Dieses Buch ist ein Teil des kulturhistorischen Gedächtnisses der Gemeinde – eine Sammlung mit Herz“, freut sich Kulturreferentin Theresa Schromm über die literarische Neuerscheinung.
Die alten Fotos an den Wänden bescheren den Anwesenden emotionale Momente der Erinnerung. Ebenso die Blitzlichter aus dem neuen Geschichten-Buch, erfrischend vorgetragen von heutigen Kindern der Marktgemeinde. Die müssen selbst manchmal lachen, wenn etwa von verbotenen Einblicken in die alten Schwimmbadkabinen oder von köstlichem Zuckerbrot die Rede ist.
(Fast) die ganze Wahrheit
Dass damals – in den vergangenen Dekaden des 20. Jahrhunderts – aber auch das Schicksal auch in Telfs mitunter knallhart die Peitsche schwang, bleibt nicht ausgeblendet in den aufgezeichneten Memoiren. Doch hat die Erinnerung in den meisten Fällen einen positiven Schleier drüber geworfen. Alles eine Frage der Perspektive. Das persönliche Erleben kümmert sich nicht immer um die historische Wahrheit. Jede Kindheit ist doch schön, irgendwie. Oder, wie es die neue Telfer Gemeindechronistin Lena Burgstaller in ihrem Vorwort schreibt: „Es muss den Leser/-innen bewusst sein, dass die Erzählungen in diesem Buch nicht immer die ganze Realität und die historischen Tatsachen widerspiegeln, aber doch prägende Momente im Leben eines Menschen.“ Und diese Momente berühren die/den Leser/-in im Herzen. Der kindliche Blick auf den enormen Wandel von Telfs durch viele Jahrzehnte hindurch macht die Lektüre gleichermaßen historisch spannend und menschlich berührend.
Das Buch ist in der Bücherei & Spielothek Telfs sowie in der Wagner'schen Universitätsbuchhandlung erhältlich. Natürlich auch in deren Onlineshop: http://bit.ly/3VylLqT
Foto oben: Kinder von heute trugen Blitzlichter aus den Geschichten von damals vor.
Fotos unten:
Bild mit Symbolcharakter. Das neue Buch ist eine Memoiren-Sammlung von rund 40 Telferinnen und Telfern.
Initiatorin des Projektes: Büchereileiterin Nadja Fenneberg
Das Publikum bestand zum größten Teil aus den Buch-Autor/-innen.
Das Querflöten-Ensemble der Landesmusikschule Telfs unter der Leitung von Christine Köhle umrahmte die Präsentation musikalisch.
Die Fotos aus vergangenen Tagen riefen bei den Telfer/-innen viele Erinnerungen wach.
Sepp Köll, ein Autor, heute und damals mit seinem Bruder Helmut.
Sigrun Bölderl, eine Autorin, stellt noch einmal ihre Hocke beim Skifahren nach (siehe Foto).
Fotos: MG Telfs/Pichler