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Neujahrsempfang und Ehrenbürgerernennung

14.01.2013 08:37
Großer Andrang herrschte am Sonntag beim Neujahrsempfang von Bürgermeister Christian Härting im Großen Rathaussaal. Der Empfang war diesmal mit einem besonderen Ereignis verbunden: Alt-Landesrat Franz Kranebitter wurde zum Ehrenbürger der Marktgemeinde Telfs ernannt.
Der Neujahrsempfang versammelt Telferinnen und Telfer aus verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen. Vertreter der Vereine, Institutionen und Behörden finden sich ebenso ein wie Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Ehrengäste von auswärts waren diesmal - neben mehreren Nachbarbürgermeistern - Landtagspräsident DDr. Herwig van Staa, Bundesrätin Anneliese Junker und LA Anton Pertl. Für die musikalische Umrahmung sorgten eine Bläsergruppe der Musikschule und das Orchester Telfs. Die beim Empfang zusammengekommenen freiwilligen Spenden kommen dem "Theater im Container" zugute.
In seiner Neujahrsansprache ließ Bgm. Christian Härting das abgelaufene Jahr Revue passieren, das aus Sicht der Gemeindeführung sehr zufriedenstellend verlaufen ist. Die Telfer Wirtschaft florierte, was sich auch auf die Gemeindefinanzen günstig ausgewirkt und zu einem einstimmigen Budgetbeschluss beigetragen hat, so der Bürgermeister. Auch sonst habe man trotz der schwierigen Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat konstruktiv gearbeitet, die Mehrzahl der Beschlüsse war einstimmig.
An besonderen Projekten und Aktivitäten des Jahres 2012 nannte Bgm. Härting u. a.:
* die Ausweitung und Verbesserung der Ortsbus-Linie
* die Ausschreibung des "wettbewerblichen Dialogs" zur Schwimmbadsanierung und die Sicherung des Betriebes im bestehenden Bad
* Zahlreiche kostenintensive Sanierungen und Verbesserungen öffentlicher Gebäude und der Infrastruktur
* den Start des "Agenda 21"-Prozesses
* die Intensivierung der Sprachstartgruppen in Kindergarten und Volksschule, die mittlerweile zum Modellfall für ganz Österreich geworden sind
Außerdem hob der Gemeindechef anhand zahlreicher Beispiele das Engagement der Gemeinde in den Bereichen Kultur und Jugend hervor, betonte jedoch, dass hier auch besondere Herausforderungen bestehen, denen man sich auch 2013 intensiv widmen werde. Ein konkretes Vorhaben dabei sei die Schaffung eigener Jugendräumlichkeiten in der Puite.
Nach der traditionellen Neujahrsansprache stand die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Alt-Landesrat Komm.-Rat Franz Kranebitter auf dem Programm. Die Auszeichnung wird als Würdigung des Lebenswerks des 85-Jährigen betrachtet, der mehr als 40 Jahre lang als gewählter Mandatar in verschiedensten Funktionen - so als Gemeinderat und Landtagsabgeordneter - auch und besonders für seine Heimatgemeinde tätig war. Als Gemeinderat war ihm die Schaffung von Bildungseinrichtungen ein besonderes Anliegen. Außerdem hat er sich als Wirtschaftstreibender und Wirtschaftsfunktionär in der Region große Verdienste erworben.
In seiner Laudatio würdigte Bürgermeister Christian Härting das politische "Urgestein" Franz Kranbeitter mit folgenden Worten:

"Sehr geehrte festliche Versammlung, geschätzte Familien Kranebitter, liebe Irmgard und lieber Franz!
Es ist mir eine große Freude und Ehre, im Namen der Marktgemeinde Telfs als Bürgermeister die Ehrenbürgerschaft an DI Franz Kranebitter zu verleihen.
Mir ist bewusst, dass ich als relativ junger Mensch das Lebenswerk eines rüstigen 85-Jährigen würdige, obwohl ich nur über einen Bruchteil seiner Lebenserfahrung verfüge.
Deshalb haben sich unsere Haus-Chronisten auch auf die Spur einer einzigartigen Telfer Familie geheftet:
Da gibt es zum Beispiel das älteste Familienfoto aus ganz Telfs aus dem Jahre 1864, also vor beinahe 150 Jahren. Es zeigt Josef und Kreszenz Kranebitter, mit dem Hausnamen "Stempfeles", die Großeltern von Franz. Sie bewohnten damals ihr landwirtschaftliches Anwesen in Lehen.
Schon wesentlich umfangreicher ist das Werk deines Vaters Vinzenz Kranbitter dokumentiert: als Gemeinderat und Vizebürgermeister unter Bürgermeister Josef Gapp, als der Baumeister der Umgestaltung der Kirchtürme von Peter und Paul im Jahre 1902 zur heutigen Form, als Organisator der Kirchenglocken, als Erbauer des alten Schwimmbades und des "Spitals", und nicht zuletzt – ich bin mir nicht sicher, ob du das überhaupt weißt - als Betreiber des ersten Kinos im Schöpferwirt, genau vor 100 Jahren.
In diesem Umfeld, einmal dem der Landwirtschaft und den politischen Aktivitäten deines Vaters bist du am 7. August 1927 in eine Familie mit sechs Kindern geboren.
Nach den Pflichtschulen in Telfs kommst du in den ersten Kriegsjahren in die Oberschule für Jungen nach Hall, wirst in den letzten zwei Kriegsjahren als 17-jähriger als Luftwaffenhelfer eingezogen, bevor du dann anschließend die 8. Klasse Gymnasium mit der Matura in Hall abschließen kannst.
Nach dem ersten Studienjahr in Innsbruck kommt Franz an die technische Hochschule nach Graz. Nicht nur das Studium, das er mit der Graduierung zum Dipl. Ing abschließt, sondern auch das universitäre Umfeld mit seiner Aufbruchstimmung weckt in Franz viele Initiativen. Das künstlerische Umfeld im Dunstkreis von Prälat Otto Mauer, die Katholische Aktion mit ihren visionären Aufbrüchen erwecken ein Verantwortlichkeit für das Gemeinwesen und die Kirche. Deine Liebe zur Kirche lässt dich heute einerseits immer noch solidarisch sein, reizt dich aber andererseits manchmal zum "heiligen Zorn".
Nach dem Studium in Graz und ersten Praxisjahren als Angestellter bei der Fa. Mayreder und dem Statikbüro Dr. Passer tritt Franz in das väterliche Unternehmen ein als Gesellschafter, Geschäftsführer und Vorsitzender des Verwaltungsrates bei der Kranebitter KG in Pfaffenhofen.
Aus den Anfängen eines Sägewerkes und einer Zimmerei wird schrittweise eine Produktion von Holzbeton-Mantelsteinen, bekannt unter "Eurospan", entwickelt. Man produziert Stahlbeton-Fertigteile und leistet Pionierarbeit in der Energiegewinnung durch die Verbrennung der betriebseigenen Rinden.
Im Bereich des Tourismus widmet er sich der Errichtung der Aufstiegsanlagen im Schigebiet der Zeller Bergbahnen und der Innsbrucker Nordkettenbahn und wird zu einem der wichtigen Arbeitgeber Tirols.
Franz übt wichtige Funktionen im öffentlichen Leben aus:
In der Marktgemeinde Telfs ist er ab 1962 zehn Jahre Gemeinderat unter Emil Achammer.
Gerade als Mann der Wirtschaft ist ihm die Schaffung von Bildungseinrichtungen ein Herzensanliegen.
Ein markantes Beispiel: Etliche Gemeinderäte hatten immer wieder den Ruf nach weiterbildenden Schulen geäußert. Franz nimmt die Sache in die Hand. Vorbereitungen werden im Jahr 1967 getroffen, es fehlt nur noch ein geeigneter Schulfachmann als Direktor. Eine Woche vor Schulbeginn, trifft Franz bei einem Urlaub in Ostösterreich auf Dr. Josef Walter, den er spontan dafür begeistern kann, unverzüglich in Telfs die Handelsschule zu eröffnen. Später folgt mit seiner tatkräftigen Hilfe als Landespolitiker die Errichtung der Handelsakademie und des BORG Telfs.
Wenn heute das Orchester der Marktgemeinde den Festakt umrahmt, dann ist das auch ein Lieblingskind aus seiner musischen Ader. Mit Rudolf Knolz fördert er – ausgehend von einem begeisterten Quartett – einen starken, geachteten Klangkörper.
So manches – gerade auch im Sinne der ganzen Region - wäre anzuführen, etwa die „Interventionen Stams“, die „Friedensglocke“ und vieles mehr, aber der Weg führt Franz in die Landespolitik.
Landeshauptmann Eduard Wallnöfer wird früh auf den rührigen Telfer Gemeinderat aufmerksam und bereits 1965 wird Franz zum Abgeordneten in den Tiroler Landtag gewählt. Ein starkes Vertrauen aus dem Wirtschaftsbund, der Handelskammer, der Industrie und der Telfer Region – auch die Unterstützung durch Bgm.a.D. Helmut Kopp – sichern ihm dieses Mandat über 28 Jahre.
Als Obmann des Kulturausschusses, als Verkehrssprecher, als ÖVP-Landesobmann-Stellvertreter nimmt er wichtige Funktionen wahr.
Vier Jahre – von 1986 bis 1989 – ist Franz Mitglied der Tiroler Landesregierung für den Bereich Finanzen, Tourismus und Tirol-Werbung. Praktische Erfahrung und politische Verantwortlichkeit ergänzen sich optimal.
Hinter diesem erfüllten Leben als Politiker, Intellektueller und Kulturfachmann steht natürlich eine starke Frau:
Irmgard Kapfhammer, aus einer renommierten Grazer Gelehrtenfamilie stammend, lernt Franz in der Studentenzeit kennen. Aus dieser Verbindung stammen sechs Kinder – wie aus der Familie seines Großvaters und seines Vaters.
Die vielen Talente von Franz und Irmgard – Wirtschaft und Technik, Religion und Soziales, Kunst und Tourismus – spiegeln sich in den Berufsfeldern seiner Kinder wider.
Die Marktgemeinde Telfs verleiht ihm 1983 das Ehrenzeichen der Marktgemeinde, er ist Träger des Verdienstkreuzes des Landes Tirol, der Julius-Raab-Ehrenmedaille, des Ehrenzeichens des Landes Tirol und führt den Ehrentitel Kommerzialrat.
Nunmehr darf ich Franz Kranebitter die Ehrenbürgerschaft der Marktgemeinde Telfs verleihen und damit den Kreis unserer Ehrenbürger erweitern.
Zu diesem Kreis gehören:
Prof. Sepp Schwarz,
Bezirkshauptmann a.D. Dr. Günther Sterzinger,
Komm.-Rat Arthur Thöni,
Pfarrer Cons. Erich Frischmann,
Erzbischof Dr. Alois Kothgasser,
Bürgermeister a.D. Helmut Kopp,
Ehrenkommandant Peter Larcher
Präsident des Tiroler Landtages DDr. Herwig van Staa und
Abgeordnete zum Tiroler Landtag a.D. Wilfried Hribar
Mit großer Dankbarkeit und Respekt vor einer vielfältigen Lebensleistung verbeugen wir uns vor einem großen Telfer, dem wir weiterhin Gesundheit, geistige Unruhe und Ruhe, Kulturtrips, Schitage und noch oft seine Lieblingsspeise „Stockfischgröstl“ gönnen wollen."
Der frischgebackene Ehrenbürger bedankte sich mit einer herzlichen Rede, aus der sein Stolz auf Telfs und seine Freude über die große Auszeichnung deutlich herauszuhören waren. (sd/Foto: Dietrich)

Bild: die Übergabe der Ehrenbürgerurkunde, v. l.: Vize-Bgm. Christoph Stock, Alt-LR Franz Kranebitter und Bgm. Christian Härting.

Hinweis: Facebook-User können auf der Facebook-Seite "Gemeindeverwaltung Telfs" ein Fotoalbum über den Neujahrsempfang und die Ehrenbürgerschaftsverleihung abrufen.