News

 

Schlossbichl: Weitere Opfergaben und ein Mauerfundament

16.06.2015 17:01

Noch einmal bemerkenswerte Funde hat der gestrige letzte Grabungstag der archäologischen Sondierung auf dem Schlossbichl bei Moritzen gebracht. Zum Abschluss besuchte Bgm. Christian Härting die Archäologen um sich ein Bild von den Ergebnissen der Forschungsarbeit zu machen. Geleitet wurde das Archäologenteam von Tamara Senfter von der Wörgler Grabungsfirma Talpa und Markus Wild (Fa. Digit-Company).

Am letzten Tag konzentrierten sich die Aktivitäten der Archäologen auf den Grabungsschnitt am östlichen Abhang des vorgeschichtlichen Heiligtums, wo eingestürztes Mauerwerk gefunden worden ist. Hier konnten unter den Trümmern eindeutig Teile eines Gebäudefundaments identifiziert werden. Grundriss und Funktion sind allerdings noch unklar, weil im Rahmen der Sondierungsgrabung nur eine kleine Probefläche geöffnet werden konnte.

Ganz in der Nähe kamen in größerer Zahl Eisenschlacken zutage. Sie beweisen, dass es am Schlossbichl vor rund 2000 Jahren eine Schmiede oder eine andere metallverarbeitende Werkstätte gegeben haben muss.

Interessante Funde gab es am letzten Tag auch noch am Fuß des Hügels im Westen. Dort haben die Ausgräber wie berichtet ein Wall-Graben-System nachgewiesen, das wohl zur Abgrenzung der Kultstätte diente. Nahe der Stelle, wo am ersten Tag ein bronzener Armreif aufgetaucht ist, wurden ein weiterer ganz ähnlicher Armreif und eine große, kunstvolle Gürtelschnalle entdeckt. Auch dabei handelte es sich mit großer Sicherheit um Opfergaben. Außerdem wurden hier größere Mengen verbrannter Knochenreste gefunden. Es könnte sein, dass sie von einer Begräbnisstätte stammen, die an das Heiligtum angeschlossen war.

Bgm. Christian Härting zeigte sich beeindruckt von den Ergebnissen: „Es ist toll, dass  hier plötzlich ein Fenster zu einem unbekannten Kapitel der Geschichte von Telfs aufgeht." Angesichts der Erfolge kann er sich eine Fortsetzung der Ausgrabungen im nächsten Jahr vorstellen. Dafür müssten allerdings noch zusätzliche Geldgeber gefunden werden.

Wie der Bürgermeister berichtete, steht längerfristig die Idee im Raum, in der Region eine archäologische Erlebnislandschaft zu schaffen. Das würde sich anbieten, da Telfs und mehrere Nachbargemeinden – wie etwa Pfaffenhofen und Oberhofen – reich an frühgeschichtlichen Funden sind.

Bgm. Härting: „Gäste und Einheimische könnten, mit entsprechenden Informationen ausgestattet, gezielt die archäologischen Plätze und Museen der Region besuchen. Man weiß ja, dass diese Art des aktiven Erlebnis- und Bildungsurlaubs immer wichtiger wird."

 

Bild: Bürgermeister Christian Härting besichtigt zusammen mit Ausgrabungsleiterin Mag. Tamara Senfter den Grabungsschnitt am östlichen Abhang des Schlossbichls, wo die Grundmauer eines Bauwerks identifiziert werden konnte.

Bilder unten:

1. Eine große Gürtelschnalle und zwei Bronze-Armreifen, die im Bereich des Wall-Graben-Systems im Westen gefunden wurden. Sie wurden dort als Opfergaben deponiert. Auf dem Bild sind die Stücke so, wie sie geborgen wurden, die Reinigung und Restaurierung folgt erst.

2. Eisenschlacke: Ausgeschmolzene Brocken wie dieser wurden in größerer Zahl gefunden. Sie legen nahe, dass es vor rund 2000 Jahren am Schlossbichl eine Schmiede oder eine andere metallverarbeitende Werkstätte gab.

3. Einige Stücke aus dem reichen Fundmaterial an Keramikscherben aus verschiedenen Epochen. Mit dabei Knochenbruchstücke, wahrscheinlich von Opfertieren. Die rötlichen Klümpchen unten sind Überreste von Hüttenlehm, mit dem die Hauswände verstrichen wurden.

(Fotos: MG Telfs/Dietrich)