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Telfer Gemeinderat beharrt auf Widmung für Möserer 4-Trees-Hotelprojekt

20.10.2022 13:19

Einstimmig fasste der Telfer Gemeinderat in seiner gestrigen Sitzung einen Beharrungsbeschluss im Widmungsverfahren rund um das 4-Trees-Hotelprojekt am nordwestlichen Ortsrand von Mösern.

Kurz zur Vorgeschichte: In seiner Sitzung vom 1. Juli dieses Jahres hatte der Gemeinderat die raumordnerischen Grundlagen für ein Hotelprojekt auf dem 3.245 m2 großen Areal des ehemaligen Menthofes einstimmig beschlossen. Die Eigentümerin des Grundstückes, die Lion Hill Invest GmbH. (75 % deutsche Holzer-Gruppe, 25 % Möserer Touristiker Peter Tauber) will dort ein Hotel mit 15 Appartements und max. 60 Betten errichten und selbst betreiben. Der Hotelkomplex verteilt sich auf vier Baukörper, Clubhaus mit Lobbylounge, öffentlicher Abendbar, Pool, Spa und Wellnesseinrichtungen, zweigeschossiger Tiefgarage mit mindestens 50 Plätzen, einer oberirdischen Busbucht sowie einem öffentlich zugänglichen Restaurant mit Aussichtsterrasse, alles eingebettet in viel Grünflächen.

Während der Auflagefrist zur öffentlichen Einsichtnahme der entsprechenden Flächenwidmungsplanänderung, des Bebauungsplanes und des Ergänzenden Bebauungsplanes sind fristgerecht Stellungnahmen bzw. Sammelstellungnahmen eingelangt. Mit der Behandlung dieser Einwände wurde vom zuständigen Bauausschuss das auf raumplanerische Fragestellungen im Bereich Tourismus spezialisierte Ingenieurbüro von DI Andreas Mark beauftragt. Die Einwände und das Gutachten des externen Raumplaners wurden im Bauausschuss auf fachlichem Niveau intensiv diskutiert. Der Experte gelangte in seiner Stellungnahme zusammengefasst zum Ergebnis, „dass aufgrund der vorgebrachten Einwendungen keine Erkenntnisse hervorgekommen sind, die eine Abänderung (…) bedingen würden. Es kann daher dem Gemeinderat die Erlassung der Flächenwidmungsplanänderung und des Bebauungsplanes und Ergänzenden Bebauungsplanes aus raumordnungsfachlicher Sicht empfohlen werden.“ Dementsprechend lautete auch die einstimmige Empfehlung des Bauausschusses, einen Beharrungsbeschluss zu fällen.

Ausschussobmann GR Felix Hell (WFT) erläuterte seinen Gemeinderatskolleg/-innen vor der Abstimmung die wichtigsten Erkenntnisse. So konnten prinzipiell keine Formalmängel festgestellt werden. „Die derzeitige Tourismus-Widmung sieht bis zu 150 Betten vor, wir haben jedoch mit dem beschlossenen Flächenwidmungsplan dieses Standardmodell im konkreten Fall sehr weit eingeschränkt auf maximal 60 Betten.“

Ein weiterer Einwand, der auch in den Medien breit thematisiert worden war, betrifft die Höhen der vier Gebäudekörper. Hell stellt klar: „In den Stellungnahmen liest man von Bauhöhen vom 18 Metern und mehr, was unrichtig ist.“ Die »4 Trees« seien 15,8 m, 12,8 m, 12,1 m und 10,7 m hoch. Auch das habe sich der externe Raumplaner angeschaut und keine Bedenken geäußert, „insbesondere, wenn man sich die vergleichbare touristische Infrastruktur in Mösern anschaut.“

Der befürchteten Sichtbeschränkung entgegne der Gutachter, dass vorher ein Hotel da gewesen sei und jetzt wieder ein Hotel komme. „Das Restaurant und die Aussichtsterrasse sind öffentlich zugänglich, der Blick bleibt erhalten“, so Hell. Außerdem würde die aufgelöste Architektur Durchblicke erlauben. Diese wirke sich auch nicht störend auf das Orts-, Straßen- und Landschaftsbild aus: „Geschmäcker sind verschieden, in dem Fall handelt es sich um zeitgemäße Architektur.“

Zu den Bedenken der Anrainer betreffend späterer Umwandlung in Freizeitwohnsitze erinnerte Hell: „Zur Sicherstellung, dass kein Investorenmodell und Freizeitwohnsitze begründet werden, haben wir mit den Betreibern umfangreiche Vereinbarungen (einen Raumordnungsvertrag mit Parifizierungsverbot; Anm.) mit empfindlich hohen Pönalen abgeschlossen.“

Bürgermeister Christian Härting (WFT) wies in seinem Statement noch einmal auf die Widmungssituation und die Historie hin: „Das Projekt polarisiert, doch gibt es ein Raumordnungskonzept, das für den Ortsteil Mösern eine touristische Entwicklung vorsieht. Diese haben wir in den letzten Jahren auch verfolgt. Fakt ist, dass die Fläche des ehemaligen Menthofes seit mehr als 100 Jahren touristisch als Gasthof und Hotel genutzt wird. Bereits 1913 waren 27 Zimmer mit ca. 40 Betten genehmigt. Ich verstehe, dass die Anrainer es lieber hätten, wenn der Platz des abgerissenen Menthofes leer bleibt, doch hat auch der Eigentümer das Recht, die Fläche zu nutzen. Wir haben alle derzeit möglichen juristischen Hebel in Bewegung gesetzt, damit wir die Widmung maximal einschränken.“ Auf der Fläche sei keine andere Bebauung möglich: „Der Beharrungsbeschluss setzt das Signal, dass Mösern ein touristischer Ortsteil bleibt.“ Man habe auch naturschutzrechtliche Bedenken geprüft, die aber ohnehin Sache des Bauverfahrens seien.

Die Befürchtungen der Anrainer einer schleichenden Hotelerweiterung auf der westlich angrenzenden Fläche, auf die die Betreiber eine Kaufoption haben, konnte der Gemeindechef entkräften: „Westlich wird nichts mehr angerührt. Wir können heute gerne einen Grundsatzbeschluss fassen, dass keinesfalls eine weitere Widmung Richtung Westen erfolgen wird.“

In ihren Wortmeldungen äußerten sich die Mandatare durchwegs pro Beharrungsbeschluss: „Wir müssen uns im Raumordnungsverfahren klar sein, was die Aufgabe der Gemeinde ist. Wir gehen von einer tourismusgewidmeten Fläche aus. Die einzige Option einer weiteren Beschränkung bestünde in der Rückwidmung in Freiland mit Entschädigungspflicht in Millionenhöhe. Das halte ich für nicht vertretbar. Wir haben auch im öffentlichen Interesse zu handeln“, so Vize-Bgm. Johannes Augustin (NEOS). GV Christoph Walch (GRÜNE): „Die Widmung in der jetzigen, beschränkten Form ist im Vergleich zu vorangegangenen Projektvarianten zum Wohle der Gemeinde. Es wären auch andere Großprojekte mit bis zu 150 Betten möglich gewesen. Jetzt kommt eine vernünftige Variante. Ich und meine Fraktion hätten auch gerne eine grüne Wiese dort, aber diese betreffende Fläche ist gewidmet. Schweren Herzens werden wir dem Beharrungsbeschluss zustimmen.“ GV Norbert Tanzer (DEIN T): „Wenn das Projekt so bleibt, bin ich dafür. Es besteht hinsichtlich der westlichen Optionsflächen die Gefahr einer Salamitaktik. Der Gemeinderat soll klarstellen, dass darüber hinaus nichts geht. Auch als Beruhigung für die Anrainer.“

Der Beharrungsbeschluss fiel einstimmig, ebenso der Grundsatzbeschluss, dass keine weitere touristische Widmung Richtung Westen zugelassen werden soll.

Auf der Tagesordnung stand weiters die Umwidmung des benachbarten Krösbacherhofes von »Tourismus beschränkt« auf »Sonderfläche Personalhaus«. Die Betreiber des 4 Trees haben eine Kaufoption und wollen dieses künftig als Personalhaus nutzen. „Es war eine Vorgabe von uns, dass das Personal des 4 Trees in der Nähe untergebracht werden muss“, stellte Bgm. Härting klar. Auch sei laut Gutachten von Raumplaner DI Andreas Mark „Platz für Personal in unmittelbarer Nähe absolut zu begrüßen.“ Die Widmung als Personalhaus sei für die Betreiber sogar eine Beschränkung, so Bauausschussobmann GR Felix Hell. So könne eine widmungsfremde Nutzung von vornherein ausgeschlossen werden. Auch dieser Beschluss fiel einstimmig.

Bild oben: Bauausschussobmann GR Felix Hell erläuterte seinen Gemeinderatskolleg/-innen die Ergebnisse aus dem raumordnerischen Gutachten, das sich eingehend mit den Einwänden der Projektgegner/-innen beschäftigte.

Foto: MG Telfs/Pichler

Bilder unten: Auf historischen Fotos (meist von Ansichtskarten) ist deutlich zu sehen, dass der ehemalige Menthof von Anfang an ein großer Gasthaus- und Hotelbetrieb war. Bereits 1913 waren 27 Zimmer mit 40 Betten gewidmet.

So wird das 4-Trees-Hotel in etwa aussehen.

Fotos: Gemeindechronik Telfs/Stefan Dietrich; Visualisierung: Giarizzo Architekten