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Urur-Opas Schulnoten sind nicht vergessen!

01.09.2021 10:33

Ein interessantes Dokument zur Geschichte von Telfs konnte kürzlich Bürgermeister Christian Härting in Empfang nehmen: Die 93-jährige Telferin Adeline Holzknecht übergab dem Gemeindechef ein großformatiges handgeschriebenes Buch, in dem die Namen und Zeugnisnoten von mehr als 2000 Schülerinnen und Schülern verzeichnet sind, die zwischen den Jahren 1821 und 1862 in Telfs die Schulbank drückten. Die Aufzeichnungen haben auf einem Dachboden mehr als 150 Jahre überdauert.

Rund 980 Buben und 1040 Mädchen sind in dem fast 200 Jahre alten Verzeichnis aufgelistet. Neben den Geburtsdaten und den Namen ihrer Eltern wurden auch die Zeugnisnoten der Kinder in den einzelnen Schuljahren sorgfältig notiert.

„Dieses Buch ist eine wertvolle Quelle für die Geschichte von Telfs. Ich bedanke mich herzlich bei Adeline Holzknecht, dass sie es gerettet hat und jetzt der Gemeinde übergibt", freute sich Bürgermeister Härting.
Schon beim ersten Durchblättern stieß der Gemeindechef auf mehrere Schüler mit Namen Härting. Daneben entdeckt man natürlich auch viele andere typisch Telfer Familiennamen wie Pöschl, Föger, Neuner, Schilcher, Klieber, Kranebitter, Schatz, Klotz, Hagele, Rattacher, Hechenberger, Scharmer, Staudacher oder Köll – um nur einige zu nennen.

Benotungen gab es damals für Fleiß, Religion, Lesen, Schreiben und Rechnen, dazu fallweise Einträge in der Kategorie „Sitten“. Manchmal finden sich zu einzelnen Schülern Anmerkungen wie "Hat die Feiertagsschule nachlässig besucht und keine Prüfung gemacht" oder "Ist fleißig aber erschien nur sehr selten".

„Das Buch wurde offenbar angelegt, um die Schulabgänger und die ausgestellten Zeugnisse zentral zu dokumentieren. Dass es erhalten geblieben ist, ist ein Glücksfall. Ein so vollständiges, über Jahrzehnte geführtes Verzeichnis hat sicher auch für Tirol Seltenheitswert. Es macht nicht nur Erkenntnisse über das frühe Schulwesen, sondern auch interessante sozialgeschichtliche Rückschlüsse möglich“, meint der Telfer Historiker Stefan Dietrich.

Aufgespürt und vor der Vernichtung bewahrt hat Adeline Holzknecht das Buch im Dachboden ihres vor Jahren abgerissenen ehemaligen Hauses in der Pfarrer-Gritsch-Straße, wo früher die Lehrer- und Musikerfamilie Kircher lebte. Dort hat sie übrigens auch umfangreiches Dokumentar- und Notenmaterial aus dem Besitz dieser Musikerdynastie sichergestellt und schon vor einiger Zeit an Experten des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum übergeben. Diese haben die umfangreichen Unterlagen wissenschaftlich aufgearbeitet und eine Publikation darüber verfasst.


Im Bild: Interessiert blättert Bgm. Christian Härting zusammen mit Adeline Holzknecht im rund 200 Jahre alten Buch, das die Namen und Zeugnisnoten von mehr als 2000 Telfer Schülerinnen und Schülern enthält.

Unten: Die Einträge von Simon Hechenberger, Johann Schaffenrath, Kreszenz Dietrich und Elisabeth Staudacher, die Anfang der 1830er-Jahre in Telfs zur Schule gingen.

(Foto: MG Telfs/Dietrich)